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Historisch
JENA – STADT AN DER SAALE
Teil I: Von den frühen Zeugnissen bis zum 16. Jahrhundert (R. Conrad)
Teil II: Parklandschaft damals und heute (B. Jentzsch)
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TEIL I: VON DEN FRÜHEN ZEUGNISSEN BIS ZUM 16. JAHRHUNDERT (R. CONRAD)
 
Im Zinsregister der bedeutenden Reichsabtei Hersfeld findet sich die Ersterwähnung Jenas und Leutras. „Hoc loca sunt in potestate cesaris […] Liutdraha, Jani“ . Die Siedlung Jani lag – wie das Dorf Leutra , welches im 14. Jahrhundert seine Selbständigkeit verlor – links des Saaleufers und damit im germanisch-slawischen Grenzraum. Bronzezeitliche Funde deuten aber darauf hin, dass bereits in vorchristlicher Zeit Menschen an dieser Stelle des Saaletales siedelten. 

Begründet lag dies vor allem in der ausgesprochen guten Gegend, welche durch den frühen Einzug des Frühlings bevorteilt war – die Rasenmühle war wohl der südlichste Ort, der klimatisch für eine Siedlung an der Saale in Betracht kam.  Früh schon war daher der Weinanbau im Saaletal verbreitet, wenngleich im 16. Jahrhundert mit einem allgemeinen Abkühlungsprozess diesbezüglich ein Verfall einsetzte.

Neben der Klimafrage war auch der Zugang zum Wasser wichtig. Dabei allerdings war die Saale, die bei Hochwasser große Schäden – im Jahr 1263 starben 35 Menschen während eines Hochwassers – anrichten konnte, weniger wichtig. Man verzichtete auf Ackerbau in direkter Nähe des Ufers, bediente sich aber der Leutra. Eine mögliche Erklärung des Namens der heutigen Saalestadt liegt dann auch im keltischen gen, das Zusammenfluss zweier Gewässer bedeutet. 

In der Nähe der Saale, östlich der Siedlung, lag der Anger, welcher zunächst nur als grasbewachsener Platz zu verstehen ist, später aber durchaus mit einer Art Markt gleichzusetzen ist. Es hat hier schon vor dem städtischen Marktrecht Handel gegeben. Möglicherweise handelten hier die Jenaer nicht nur mit Vieh und Getreide, sondern auch mit Slawen, die sie als Sklaven verkauften. Die rege Handelstätigkeit am Fluss lassen Funde von Silberklumpen noch heute erkennen. Jena und Leutra entwickelten sich brächtig – die Erzeugnisse verkauften sich gut und auch eine Schmiede und ein Wagner waren vorhanden. Kaufleute, im Mittelalter – aufgrund des Zinsverbotes für Christen – Juden, kamen nach Jena und ließen sich nieder – es gab eine Jüdengasse, Jüdengraben und Jüdenmühle. 

Jenes entwickelte sich Anfang des 14. Jahrhunderts in der einstmals kleinen Siedlung an der Saale. Zwischenzeitlich war Jena im 12. Jahrhundert aus dem Besitz des Kaisers an die Herren von Lobdeburg übergegangen und der Ort an einem wichtigen Saaleübergang bekam wenige Jahre vor 1236 das Stadtrecht übertragen.  Seit dem frühen 14. Jahrhundert begann man in der „civitas de Jene“ mit dem Bau von Mauern, Gräben und Türmen – 1345 war das Saaltor Richtung Osten fertig gestellt.  Weitere Besitzänderungen des Gebietes um Jena, von den Lobdeburgern zu den Wettinern 1331 erfolgten. Die Ernestinische Linie der Wettiner behielt die Stadt dann aber bis 1918 in Besitz, wenngleich bereits seit der Übergabe des Stadtrechtes die Bürgerschaft sich zu organisieren begann.

Vor allem im 14. Jahrhundert und frühen 15. Jahrhundert ermöglichte der Wohlstand der Bürger, weitere Rechte wie das Münz-, Zoll- und Geleitrecht sowie die Steuerhoheit und hohe Gerichtsbarkeit an sich zu bringen.  Der stetige Wachstumsprozess brachte die Stadt sukzessive näher an die Saale.

Mit der Aufnahme der Tätigkeit der neu gegründeten Universität in Jena im Jahr 1558 bereicherte der Studenten- und Dozentenbetrieb das Stadtleben. Berichtet wird unter anderem von Studenten, die in der Saale gebadet und dann splitternackt in der Oberaue getollt haben – für die damaligen Zeiten ein ärgerlicher Vorfall.  Die Alma Mater wurde nach dem Fluss auch gern „Salana“ genannt.
 
TEIL II: PARKLANDSCHAFT DAMALS UND HEUTE (B. JENTZSCH)
 
DAS PARADIES
Der erste landschaftlich gestaltete Bereich an der Saale in Jena war das Paradies. Wann und wie der Name Paradies entstanden ist, lässt sich nicht genau feststellen. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird  der Name in einem“ Steueranschlag der Stadt Jena 1647“. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass die Anlage schon zur Gründung der Universität 1558 bestanden hat.

In einem Gedicht von Friedrich von Hagedorn wird 1683 das kleine und das große Paradies erwähnt. Das große mit den Teufelslöchern war von dem kleinen nur mit dem Stechkahn zu erreichen. Das kleine war ein „Lustort“, durch den 2 Alleen führten, eine untere und eine obere. Die untere war keine 10 Schritt breit und 470m  lang mit Nischen und einem doppelten Amphitheater.

1785 wird berichtet, dass die Promenadenwege gangbar gemacht werden und die Anlagen verschönert werden, zum ersten Mal stellt man Ruhebänke auf und auch ein Teil der angrenzenden Gärten konnte von der Allgemeinheit genutzt werden.

Von Goethe sind zwischen 1796 und 1818  in seinen Tagebuchnotizen 42 Besuche im Paradies erwähnt. Nach der Schlacht von 1806 muss der Park stark gelitten haben, doch er wurde wieder neu hergerichtet. Im 19. Jh. gab es viele Feste. 1858 wurde eine große Festhalle errichtet mit einem Haupt- und 2 Nebenzelten zur 300 Jahrfeier der Universität.

Der Bau der Saalebahn 1873/74 störte zwar die idyllische Stille, doch ist aus den Berichten zu entnehmen, dass der Park bis in die 60. Jahre des 20. Jh. ein beliebtes Erholungsgebiet von Jena war. Der Park erhielt 1883 eine eiserne Hängebrücke und 1928 wurde die Paradiesbrücke gebaut. 1937 wurde das Paradies Cafe errichtet.
Ab 1968 wurde der Park zur Baustelle und von diesem Dasein hat sich das Paradies bis heute nicht erholt.
 
Schon 1793 schrieb ein Herr von Rebmann sinngemäß folgendes: „Dem Paradies tut der Name schaden, man erwartet viel und findet nichts als eine angenehme Wiese längs der Saale mit Alleen und Ausbuchtungen.“ Heute gibt es noch nicht einmal mehr angenehme Wiesen.
 
DIE OBERAUE
Der Volkspark Oberaue wurde ab dem Jahre 1952 nach den Plänen des Gartenarchitekten Georg Weichelt als öffentliche Grünanlage gebaut. Sie reicht von der Paradiesbrücke bis zu dem Weg von den Teufelslöchern zu den Sportplätzen.
 

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